Interview mit David Evans, Geschäftsführer von Movianto UK
David Evans kann auf eine über mehrere Jahrzehnte andauernde, glanzvolle Karriere in der Logistik zurückblicken. Movianto, ein führender Anbieter von Logistik- und Lieferkettenlösungen für den Pharma- und Gesundheitssektor, steht seit fast 50 Jahren an vorderster Front, wenn es darum geht, seinen Kunden innovative und effiziente Dienstleistungen zu bieten. Davids Weg bei Movianto begann 2011, und im Laufe der Jahre spielte er eine entscheidende Rolle bei der Erweiterung und Entwicklung der Speditions- und Transportkapazitäten des Unternehmens in Europa. In diesem Interview gibt David Einblicke in seinen beruflichen Werdegang, die einzigartigen Dienstleistungen von Movianto sowie die Herausforderungen und Chancen auf dem britischen Gesundheitsmarkt.

F: Können Sie uns etwas über Ihren beruflichen Werdegang und Ihre bisherigen Erfahrungen im Bereich Logistik erzählen?
David Evans: Ich begann meine Karriere mit einem Universitätsabschluss in Internationalem Transportwesen und Seefahrt, inspiriert von meinem Vater, der einen kleinen Handelshafen in Südwales betrieb. Ich verbrachte zehn Jahre in einem familiengeführten Speditionsunternehmen, wo ich als Trainee anfing und mich bis in den Vorstand hocharbeitete. 2001 wechselte ich zu NYK Logistics/Yusen. Dort war ich sieben Jahre lang in der Automobilsparte tätig und habe mich auf die Inbound-Logistik für Automobilhersteller konzentriert. Noch bei Yusen wechselte ich 2008 in den Bereich Pharma- und Gesundheitslogistik, angetrieben von der Aussicht auf Wachstum und neue Herausforderungen.
F: Was hat Sie dazu inspiriert, eine Karriere in der Pharma-/Gesundheitslogistik anzustreben?
David Evans: Ich hatte bereits jahrelange Erfahrung in der allgemeinen Logistik für Stahlprodukte, Autos usw. Die Logistik im Gesundheitswesen bot eine neue und andere Herausforderung, und ich sah darin eine Branche mit Möglichkeiten für persönliches Wachstum, und ich wurde nicht enttäuscht.
F: Wann sind Sie zu Movianto gekommen?
David Evans: Ich kam 2011 zu Movianto und erhielt vom CEO den Auftrag, einen Speditions- und Transportbereich aufzubauen. Dieser Speditionsbereich wurde 2020 mit der Gründung der Walden Group in Transpharma International, kurz TPI, ausgegliedert. In den nächsten vier Jahren arbeitete ich als CEO von TPI, entwickelte das Unternehmen und seine Präsenz in Europa und tätigte dabei mehrere Akquisitionen. Im Juni 2024 kehrte ich als Geschäftsführer für Großbritannien zu Movianto zurück, motiviert durch die Möglichkeit, eine neue Rolle zu übernehmen, die umfassende Logistiklösungen umfasst, von der ersten Meile bis hin zu Mehrwertdiensten wie Lagerhaltung, Auftragsabwicklung und Lieferung auf der letzten Meile.
F: Gibt es etwas, von dem Sie heute sagen würden: „Ich wünschte, ich hätte das früher gewusst“?
David Evans: Eine der wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe, ist die Bedeutung der Entscheidungsfindung. Zu Beginn meiner Karriere war ich manchmal zu vorsichtig, wenn es darum ging, Entscheidungen zu treffen, weil ich befürchtete, falsche Entscheidungen zu treffen. Ich habe jedoch erkannt, dass es in der dynamischen Umgebung der Logistik unerlässlich ist, Entscheidungen rechtzeitig zu treffen, um das Geschäft voranzutreiben. Unentschlossenheit kann dazu führen, dass man von den Ereignissen überholt wird.
F: Welche einzigartigen Dienstleistungen bietet Movianto UK, die es von anderen abhebt?
David Evans: Eines der wichtigsten Verkaufsargumente von Movianto UK ist, dass wir Komplettlösungen aus einer Hand anbieten. Das reicht vom Auftragseingang über den Transport auf der ersten Meile und die Lagerung bis hin zur Zustellung auf der letzten Meile. Dazu gehört auch die Handhabung sensibler Pharmaprodukte mit ganz unterschiedlichen Temperaturanforderungen. Da gibt es Tiefkühlprodukte, die bei minus 80 bis zu minus 20 Grad Celsius zu lagern sind, aber auch Produkte, die gekühlt bei 2 bis 8 Grad Celsius oder bei 15 bis 25 Grad Celsius gelagert und ausgeliefert werden, mit aktiver Überwachung und Steuerung der Temperatur. Und wir erweitern unser Serviceangebot kontinuierlich. Neben unserer Spezialisierung auf Pharmaprodukte sind wir Experten für medizinische Geräte oder für Mehrwertdienste wie Kitting und Auftragsabwicklung im medizinisch-technischen Bereich geworden. Wir sind wirklich bestrebt, Experten für alle Aspekte der Lieferkette im Gesundheitswesen zu sein, sowohl intern als auch extern, und das können nicht viele von sich behaupten.
Zu unseren Stärken auf dem britischen Markt tragen darüber hinaus unsere Fähigkeiten in Nordirland bei, einschließlich Lager- und Vertriebseinrichtungen und einem Modell für den Zugang zum Großhandelsmarkt.
F: Können Sie Beispiele dafür nennen, wie Kunden von Ihren Dienstleistungen profitieren?
David Evans: Die Zusammenarbeit mit unserem Expertenteam ermöglicht unseren Kunden jederzeit Kontrolle und Transparenz über ihre gesamte Logistikette. Denn zu unseren Leistungen gehört die Lieferung an Haushalte von Patienten ebenso wie an Krankenhäuser, Apotheken und Großhändler. Für all das reicht ein einziger Vertrag und unseren Kunden haben einen Ansprechpartner. Sie wissen, dass ihre Lieferketten so optimiert wie möglich sind, und sie stets detaillierte Berichte über den Status ihrer Waren erhalten können.
F: Können Sie uns etwas mehr über die Besonderheiten des Gesundheitsmarktes und der Gesundheitssysteme Ihres Landes vor Ort erzählen?
David Evans: Im Vereinigten Königreich sind die Kapazitäten für die Herstellung von pharmazeutischen Produkten deutlich gesunken. Deshalb wird ein erheblicher Teil der Medikamente, die wir hier brauchen, importiert. Allerdings sehen wir in jüngster Zeit – ausgelöst durch die Verzögerungen in globalen Lieferketten – einen neuen Trend zur Rückverlagerung der Produktion ins Inland.
Der Brexit hat auch zu unterschiedlichen Methoden und Regeln im Bereich Zoll und Produktlizenzierung geführt, an die wir uns anpassen mussten. Aber das waren für uns eher Chancen der Profilierung. Denn dank unserer engen Beziehungen zu unseren europäischen Kollegen, einer fachkundigen Beobachtung der veränderten Vorschriften und unserer offenen Kommunikation mit unseren Kunden ist es uns gelungen, diese Umwälzungen zu meistern und weiterhin einen qualitativ hochwertigen Service zu bieten.
F: Wie passt Movianto UK in den Rest der Movianto-Gruppe? Wie arbeiten Sie über die Grenzen hinweg zusammen?
David Evans: Eine der Stärken von Movianto ist, dass wir mehr als ein nationaler Player sind. Die meisten unserer Kunden arbeiten mit Movianto in mehreren Ländern zusammen. Mit unseren Schwesterunternehmen in Europa tauschen wir bewährte Verfahren aus und unterstützen uns gegenseitig bei der Verbesserung unserer Arbeitsweisen. Die kürzlich erfolgte Ernennung einer neuen Projektmanagementfunktion innerhalb von Movianto UK mit einer Berichtslinie an das europäische PMO hat unsere operative Entwicklung und unsere kontinuierlichen Verbesserungsprozesse weiter verbessert.
F: Wie arbeiten Sie mit Kunden zusammen, um sicherzustellen, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden?
David Evans: Für uns als Logistikdienstleister ist es am wichtigsten, unseren Kunden zuzuhören und ihre Bedürfnisse zu verstehen, bevor wir eine Lösung anbieten. Logistikdienstleister versuchen oft standardisierte und bewährte Lösungen anzubieten. Wir haben aber festgestellt, dass die Standardlösung nicht die Bedürfnisse der Kunden erfüllt. Deshalb ist der Grundansatz von Movianto, flexibel zu bleiben, um maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln, egal ob es sich um kleinere Unternehmen oder große Organisationen wie den NHS handelt.
Während der COVID-19-Pandemie haben wir beispielsweise ein völlig neues Vertriebsmodell für Impfstoffe entwickelt, die Ultratiefkühlung brauchen, und bieten diesen speziellen Service auch heute noch für die britische Health Security Agency an. Vor kurzem haben wir auf Wunsch eines Kunden ein maßgeschneidertes externes Lager eingerichtet, das dessen Produktionsstätte im Vereinigten Königreich optimal unterstützt. Das sind Beispiele dafür, wie Movianto sich an die Bedürfnisse des Marktes und unserer Kunden immer wieder neu anpasst.
F: Mit welchen Herausforderungen ist der britische Gesundheitsmarkt konfrontiert? Wie unterstützt Movianto seine Kunden bei der Bewältigung dieser Herausforderungen?
David Evans: Der britische Gesundheitssektor steht aufgrund der alternden Bevölkerung, des Mangels an ausgebildeten und qualifizierten Arbeitskräften und der allgemeinen Sorge um die Gesundheitsbudgets und das Preis-Leistungs-Verhältnis unter Druck. Wir gehen davon aus, dass sich der Schwerpunkt stärker auf häusliche Pflege und personalisierte Medikamente verlagert, sodass es beispielsweise deutlich mehr Zustellungen an private Haushalte geben wird.
Movianto UK ist gut aufgestellt, um auf diese Herausforderungen zu reagieren. Nach mehreren Jahren hoher Investitionen in unser britisches Netzwerk profitieren wir nun etwa von zusätzlicher Lagerkapazität, die unser neuer britischer Hauptsitz in Bedford mit seinem dedizierten Med-Tech-Servicezentrum bietet oder unser nationales Distributionszentrum in Tamworth, aber auch von der kürzlich erfolgten Erweiterung unserer Distributionsflotte um neue Fahrzeuge. Diese Entwicklungen und unser Fahrplan für mehr Automatisierung bedeuten, dass wir mit der Entwicklung des Marktes und den sich ändernden Bedürfnissen unserer Kunden im Gesundheitswesen und ihrer Endkunden Schritt halten können.